Mehr Schulleitungen wollen ihrer Schule den Rücken kehren, nur knapp die Hälfte hat eine formale staatliche Qualifizierung durchlaufen und ihr Vertrauen in die Bildungsadministration ist gesunken – zu diesen Ergebnissen kommt die repräsentative Studie „Schulleitungsmonitor Deutschland“.
Jede vierte Schulleitung denkt darüber nach, die eigene Schule zu verlassen. Damit ist der Anteil der wechselwilligen Schulleitungen im Vergleich zu einer repräsentativen Vorläuferstudie seit 2019 um 8 Prozentpunkte gestiegen. Das ist ein Ergebnis der repräsentativen Studie „Schulleitungsmonitor Deutschland“, in der 1.007 Schulleitungen an allgemeinbildenden Schulen aller Schulformen aus allen Bundesländern befragt wurden. Der „Schulleitungsmonitor Deutschland“ wurde von der Wübben Stiftung Bildung bei der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz in Auftrag gegeben. Er wird als Kooperationsprojekt mit der Leuphana Universität Lüneburg, der Universität Tübingen und der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg durchgeführt. Als Gründe für den Wechsel nennen die Schulleitungen mangelnde Unterstützung (48 Prozent), eine nicht angemessene Bezahlung (41 Prozent) und den Wunsch nach beruflicher Entwicklung (40 Prozent). Etwa ein Drittel gibt als Wechselmotiv die schlechten Arbeitsbedingungen an.
Knapp jede zweite Schulleitung hat keine formale Qualifikation
Um professionell handeln zu können, ist es zentral, dass Schulleitungen für ihre Tätigkeiten entsprechend qualifiziert werden. Allerdings zeigt der „Schulleitungsmonitor Deutschland“, dass 88 Prozent der Schulleitungen für diese Tätigkeit keine beruflich relevante Qualifizierung an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen durchlaufen haben. Darüber hinaus hat lediglich etwas mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten eine formale Qualifikation an einem Landesinstitut abgeschlossen.
Dr. Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung, erklärt dazu: „Gute Schulen brauchen gute Schulleitungen. Deshalb ist es unerlässlich, Schulleitungen für ihre Aufgabe zu qualifizieren. Die Verwaltung muss die Schulleitungen mehr unterstützen und bessere Arbeitsbedingungen für sie schaffen. Denn bei dem aktuellen Personalmangel können wir es uns nicht erlauben, noch mehr Schulleitungen zu verlieren.“
Vertrauenskrise in Zusammenarbeit mit Bildungsadministration
Negativ entwickelt hat sich dem „Schulleitungsmonitor Deutschland“ zufolge das Vertrauen, das Schulleitungen in Personen der Bildungsadministration haben. Es ist mit Blick auf repräsentative Vorläuferstudien in den vergangenen drei Jahren gesunken. Insbesondere die Schulaufsicht bekommt hier schlechte Bewertungen: Rund 40 Prozent der befragten Schulleitungen vertreten den Standpunkt, dass man sich nicht immer auf die Schulaufsicht verlassen oder ihr vertrauen kann. Zudem stimmen lediglich 39 Prozent der Aussage (eher) zu, dass die Schulaufsicht immer wohl überlegte Entscheidungen trifft. Das Vertrauen in Mitarbeitende ist hingegen groß: Die überwiegende Mehrheit der Schulleitungen hat ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihren Mitarbeitenden und nimmt die Lehrkräfte an ihren Schulen als kompetent, ehrlich, zuverlässig und einsatzbereit wahr.
Prof. Dr. Pierre Tulowitzki, Leiter der Studie, erklärt dazu: „Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung für die Arbeitszufriedenheit, aber auch die Bereitschaft, Neues zu wagen und zu innovieren. Das vorhandene Vertrauen der Schulleitungen in die Lehrkräfte bietet eine gute Grundlage für entwicklungs- und zukunftsorientierte Schulen. Doch damit Schulentwicklung gelingen kann, braucht es auch vertrauensvolle Beziehungen zwischen den Schulleitungen und der Bildungsadministration. Die aktuelle Befragung zeigt, dass diese oftmals gestört sind. Hier besteht Handlungsbedarf, ansonsten droht eine Vertrauenskrise.“
Hintergrundinformationen zur Studie
Ziel des „Schulleitungsmonitor Deutschland“ ist es, die Arbeitssituation und das Handeln von Schulleitungen in Deutschland zu erfassen. Inhaltlich knüpft er an das Forschungsprojekt „Leadership in German Schools“ (LineS) an, in deren Rahmen zwischen 2019 und 2021 bereits Schulleitungen mit Blick auf ihre Karriereverläufe befragt wurden. Innerhalb der Wübben Stiftung Bildung wird der „Schulleitungsmonitor Deutschland“ vom impaktlab, der wissenschaftlichen Einheit der Stiftung, verantwortet.
Links:
Die Publikation „Schulleitungsmonitor Deutschland – Zentrale Ergebnisse der Erhebung 2022″ finden Sie hier.
Mehr Informationen zum Schulleitungsmonitor finden Sie hier.
Über das impaktlab
Das impaktlab ist die wissenschaftliche Einheit der Wübben Stiftung Bildung. Auf Basis wissenschaftlicher Analysen und praktischer Erkenntnisse gibt es Impulse in das Bildungssystem, um die Situation an Schulen im Brennpunkt zu verbessern.
Über die Wübben Stiftung Bildung
Die Wübben Stiftung Bildung ist eine 2013 gegründete private Bildungsstiftung mit Sitz in Düsseldorf. Ihre Vision ist es, dass alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft gerechte Bildungschancen erhalten. Dafür ist ein Bildungssystem notwendig, das genau das besser gewährleisten kann. Um dieser Vision näher zu kommen, berät, begleitet und unterstützt die Wübben Stiftung Bildung Akteure des Bildungssystems bei der Weiterentwicklung von Schulen im Brennpunkt.
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