impaktRad

impaktRad Einführung

Das impaktRad ist ein Reflexionsinstrument für Schulentwicklung. Die sechs Wirkhebel des impaktRad sind mit Modulvorschlägen für die Fort- und Weiterbildung von Führungskräften an Schulen im Brennpunkt hinterlegt, um gemeinsam bessere Teilhabechancen der Schülerinnen und Schüler voranzutreiben. Dreht man das gesamte impaktRad, kurbelt es die zielgerichtete Schul- und Unterrichtsentwicklung an. Das impaktRad wird fortwährend mit Personen aus der Bildungsverwaltung und Schulpraxis weiterentwickelt und für weitere Zielgruppen ausbuchstabiert.

Für wen ist das impaktRad?

Zum einen für Personen aus der Bildungsverwaltung in den Bundesländern – insbesondere diejenigen, die für Fortbildung und Schulentwicklungsbegleitung zuständig sind – und zum anderen für die Schulpraxis (z. B. Schulleitungen). Das impaktRad wurde konzipiert, um Entwicklung spezifisch für Schulen im Brennpunkt anzuregen und zu begleiten. Fort- und Weiterbildner, Moderatorinnen und Moderatoren sowie Schulentwicklungsberaterinnen und -berater der Länder können es nutzen, um schulische Führungskräfte auf dem Startchancen-Weg zu unterstützen und zu begleiten, damit die Ziele des Programms erreichbar werden. Eine landesspezifische Anpassung ist aus unserer Sicht erforderlich. Das Rad bietet ein Grundgerüst für Unterstützung von Schulleitungen und sollte in die landesspezifische Startchancen-Struktur eingewoben sein, um wirksam zu werden.

Warum teilen wir das impaktRad mit allen Modulvorschlägen und Ablaufplänen hier?

Wir haben in den vergangenen Jahren erlebt, dass es Schulleitungen an Schulen im Brennpunkt sehr hilft, ein Unterstützungsangebot zu bekommen, das ihnen den Entwicklungsraum über einen längeren Zeitraum gibt, der gleichzeitig wertschätzt und strukturiert, welche riesigen Entwicklungsschritte an Schule geleistet werden müssen. Unseren Erfahrungsschatz, wie das gehen kann, wollen wir nicht für uns behalten. Wir freuen uns über alle Länder, die sich davon inspirieren lassen, Teile davon nutzen, es anpassen und es sich zu eigen machen, damit viele Schulen, auf dem Weg die großen Startchancen-Ziele zu erreichen, unterstützt und begleitet werden.

Was macht die Wübben Stiftung Bildung mit dem impaktRad?

In Kooperation mit einigen Bundesländern passen wir gemeinsam die Inhalte und Strukturen auf die Landesbedarfe an und unterstützen bei der Umsetzung mit einem Train-the-Trainer-Angebot. Die Trainerinnen und Trainer, Moderatorinnen und Moderatoren sowie Fortbildner eines Landes, die die Schulleitungen im Startchancen-Programm begleiten, sind Zielgruppe dieses Train the Trainers.

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Ausgangs­situation

Reflexion der Ausgangs­situation

Die Ausgangssituation der Schülerinnen und Schüler im Brennpunkt können am besten diejenigen schildern, die tagtäglich mit dieser konfrontiert sind. In der Publikation Chancen schaffen. Zur Situation von Schulen im Brennpunkt“ (2023) schildern Schulleitungen aus mehreren Bundesländern die Ausgangssituation an ihren Schulen, wie folgt: Wir starten mit unseren Kindern in der Grundschule oft [nicht bei null“] (…) [sondern] bei minus fünf“: Sprache und Sozialverhalten sind ungeübt, der Wortschatz unzureichend. Unseren Kindern wird zu Hause mehrheitlich nie vorgelesen, die Familiensprache ist überwiegend nicht deutsch. Wir sehen Defizite in der Motorik – sowohl die Grob- als auch insbesondere die Feinmotorik sind oft schwach ausgeprägt. Es fehlt ein Verständnis für den Zahlenraum, Farben und Formen sind unbekannt. Sehr viele können außerdem weder Fahrradfahren noch Schwimmen, sie sind nicht im Sportverein, die Ernährung ist geprägt von zu viel Fett und Zucker und die Freizeitgestaltung bewegungs- sowie anregungsarm. Der Medienkonsum ist ungesteuert. Selbstverständlich betreffen diese Beobachtungen nicht jedes Kind und erst recht finden sich nicht bei allen Kindern diese Defizite in Summe. Aber der Unterstützungsbedarf an unseren Schulen für die Dinge, die viele als selbstverständlich betrachten, ist sehr hoch. Deshalb sind viele Kinder bei uns ein Jahr länger in unseren Schulen als vorgesehen. Dazu kommen weit überdurchschnittlich viele Kinder mit Fluchterfahrungen, die – häufig traumatisiert – ganz besondere Bedarfe haben und so nicht offen für Beziehungsaufnahmen und Lernprozesse sind.“  

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es als Grundlage für die Schul- und Unterrichtsentwicklung wichtig ist, dass sich alle an Schule mit ihrer eigenen Haltung zu diesen Ausgangssituationen auseinandersetzen und sich den Möglichkeiten und Grenzen ihres eigenen Wirkens im System an einer Schule im Brennpunkt bewusst sind. 

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Handlung

Gemeinsam eine Vision erschaffen

Der Alltag an Schulen im Brennpunkt ist komplex und gestaltet sich häufig so, dass unklar ist, was jeder Tag aufs Neue an Herausforderungen bringen wird. Zudem laufen nicht selten sehr viele Prozesse und Projekte an der Schule parallel nebeneinander. Vor diesem Hintergrund ist es von zentraler Bedeutung, dass jede Schule eine Vision davon entwickelt, wo sie sich hin entwickeln will, was ihr wichtig erscheint, um allen Schülerinnen und Schülern Teilhabe an Bildung und Gesellschaft zu ermöglichen. Das bedeutet aber zu priorisieren, Entscheidungen zu treffen und die Schulgemeinschaft mitzunehmen. Weiter bedeutet es aber auch, klar, präzise und überzeugend zu formulieren, wie diese Vision aussehen soll. Dann kann gemeinsam eine Vision erschaffen werden und damit eine Perspektive, die handlungsleitend für alle Personen an Schule ist und als gemeinsamer roter Faden die Schulgemeinschaft zusammenhält. 

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Agile Haltung entwickeln

Schulen im Brennpunkt sind höchst dynamische Systeme, die ständig auf unterschiedliche Veränderungen reagieren müssen so z. B. verursacht durch eine hohe Fluktuation und Belastung im Kollegium oder den nicht selten gravierenden Mangel an geeignetem Personal. Auch sind die Herausforderungen innerhalb der Familien und bei den Schülerinnen und Schülern nicht mehr einfach oder homogen“, sondern komplex“: Die Verdichtung und Gleichzeitigkeit höchst ungünstiger Faktoren wie Armut, Diskriminierung, sprachliche Barrieren und Perspektivlosigkeit sind die Regel und nicht die Ausnahme. Eine agile Haltung bei der Schulleitung sowie dem Kollegium kann Schulen im Brennpunkt hier eine wichtige Hilfestellung bieten und Entlastung schaffen.  

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Daten systematisch nutzen

Die systematische Nutzung von Daten in Schule wird gegenwärtig wenig praktiziert. Es fehlen häufig plausible Antworten auf Fragen der Relevanz, Nützlichkeit und Verwertbarkeit im konkreten Schulalltag. Werden allerdings die Relevanz und die Vorteile einer systematischen Datennutzung von allen Akteuren in Schule erkannt und mit einer Daten-Kultur“ verbunden, die Daten als Ausgangspunkt für eine konstruktive Kooperation im Team und als Grundlage für ein kritisches Hinterfragen des schulischen Handelns begriffen, kann eine passgenauere Unterstützung der Kinder und Jugendlichen erwachsen. Systematische Datennutzung für Schul- und Unterrichtsentwicklung ist ein wichtiges Merkmal erfolgreicher Schulen im Brennpunkt. 

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Unterricht und Lernsettings anpassen

In Schulen im Brennpunkt stellt sich häufig das Problem, dass gängige Lehrpläne und Lehrwerke nicht zu den Voraussetzungen und Bedarfen der Schülerinnen und Schüler passen. Unterricht und Lernsettings müssen aber passend gemacht werden, um nicht weiter und mehr Schülerinnen und Schüler abzuhängen – mit individuell, gesellschaftlich und volkswirtschaftlich desaströsen Konsequenzen. Dies setzt eine Auseinandersetzung mit Beziehungsarbeit, den Tiefendimensionen von Unterricht, ein geteiltes Bild von lernwirksamem Unterricht sowie die Etablierung einer Verantwortungsgemeinschaft aller Akteure in Schule voraus. Die Herausforderung, allen Schülerinnen und Schülern lernwirksamen Unterricht bedarfsorientiert anzubieten, „gehört allen“. 

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Familien/soziales Umfeld stärken

Der Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler wird maßgeblich durch die Eltern und das sozio-kulturelle Umfeld beeinflusst. Im Brennpunkt schaffen allerdings insbesondere Bildungsferne, sprachlich-kulturelle Verständigungsschwierigkeit oder schlechte Erfahrungen, beispielweise mit staatlichen Institutionen, kommunikative Barrieren zwischen Familie und Schule, was den Bildungserfolg und damit die Teilhabechancen der Kinder und Jugendlichen gefährdet. Dennoch gibt es viele Beispiele gelungener Elternkooperation. Häufig hängt das Gelingen davon ab, ob es eine Passung von Angebot und Zielgruppe gibt. Dafür sollte Implizites explizit gemacht werden: Alle schulischen Akteure vergegenwärtigen sich die Ausgangssituation der Familien und machen sich ihren eigenen sozio-kulturell geprägten Weltzugang reflexiv klar. Die vertiefenden Denk- und Erfahrungsräume in diesem Wirkhebel basieren auf der Expertise aus der Begleitung von Familiengrundschulzentren. Exemplarisch ist das Modul „Familien im Fokus“ bereits online.

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Starke Partner gewinnen

Schule im Brennpunkt ist eingebunden in ein Netz von unterschiedlichen Akteuren so z. B. Schulträger, Schulaufsicht, Jugendhilfe, aber auch Unternehmen, Einzelhandel oder Kulturinstitutionen. Dies gilt es, sich systematisch vor Augen zu führen, um auf Grundlage einer standortspezifischen Analyse besser und gezielt sowie passgenau zu kooperieren. So können aus Akteuren Partner werden, die Schule dabei unterstützen, die Ausgangssituation der Kinder und Jugendlichen im Brennpunkt und die Bedingungen für wirksame Lernsettings zu verbessern. Starke Partnerschaften schaffen heißt Perspektiven eröffnen.

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