Landessieger „Starke Schule“, „Schule der Zukunft“, „Gute, gesunde Schule“, „Berufswahl-siegel NRW“, „Bewegungsfreudige Schule“… – Nicht viele wurden mit so vielen Preisen und Auszeichnungen überhäuft wie die Mathilde-Anneke-Schule, eine Hauptschule in Sprockhövel (NRW). Das mag am klugen Konzept liegen, am Kollegium, das für seine Aufgabe brennt und an einem Schulleitungs-Duo mit viel Herz. Ein Besuch vor Ort und die Erkenntnis: Schule kann ganz nah dran sein an großen Gefühlen.
Ein paar Kinder räumen noch die Brötchenreste vom Frühstückstisch weg. Andere suchen sich ihre Aufgaben heraus, fangen an zu rechnen. Still. Konzentriert. Und stolz, wenn wieder ein Aufgabenzettel geschafft ist und Annekatrin Kamps, ihre Klassenlehrerin, ihnen die nächsten Schritte erklärt. Die Klasse 7/8a der Mathilde-Anneke-Schule in Sprockhövel, eine Kleinstadt in NRW und Wiege des Ruhr-
bergbaus, ist bunt. In jeder Hinsicht. Mädchen und Jungen zwischen zwölf und 16 Jahren.
Einer von ihnen ist Waris. Der Vierzehnjährige löst gerade eine Matheaufgabe. Er mag Mathe. Und Deutsch und Englisch mag er auch. „Wenn ich Dinge verstehe, dann freue ich mich“, sagt er. Seit drei Jahren lebt er in Deutschland. „Zuerst konnte ich gar kein Deutsch. In einen Sprachkurs bin ich nicht gegangen, ich habe alles in der Schule gelernt.“ Später möchte er Arzt werden. Ein Traum, mag sein. Aber vielleicht gar nicht so unrealistisch, denn Waris lernt schnell, hat ganz wache, klare Augen. Letztens hat er ein Praktikum in einer Apotheke gemacht. Er will es schaffen, auch wenn es zu Hause nicht so einfach ist. Mit fünf Geschwistern. Mit Eltern, die nie Deutsch gelernt, nie einen Sprachkurs besucht haben. Warum? Ein Satz, der wie einstudiert klingt: „Meine Eltern sind zu alt, mein Vater ist über 60.“ – Ein paar Tische weiter sitzt die gleichaltrige Leonie. Auch sie wirkt motiviert, dabei hatte sie mit Mathe früher mal Probleme. „Meine Lehrerin in der Grundschule hat immer gesagt, ich hab eine Matheschwäche, aber das kann nicht sein, heute bin ich eine der besten in Mathe!“
Jahrgangsübergreifend Lernen
Waris und Leonie rechnen konzentriert weiter. An Aufgaben mit hohem Schwierigkeitsgrad. Höher als die mancher Mitschüler, die schon älter sind als sie. Denn an der Mathilde-Anneke-Schule wird jahrgangsübergreifend unterrichtet. Immer zwei Jahrgänge gemeinsam. Auf diese Idee kamen Schulleiterin Christiane Albrecht und ihr Stellvertreter Herbert Brenneken als sie – mal wieder – einen Schulpreis gewonnen hatten und im Rahmen des Netzwerkprogramms „Starke Schule“ eine Schule in Bremerhaven besuchten. Und da ihr Kollegium so aufgeschlossen und experimentierfreudig wie immer reagierte, stellten sie gleich den Antrag bei der Schulentwicklungs-konferenz.
„Das war vor drei Jahren. Seitdem ist daran noch viel verändert worden, weil alle im Kollegium dafür Ideen entwickelt haben“, erklärt Christiane Albrecht. „Der Unterricht ist jetzt teilweise epochal, es werden also einzelne Themenfelder zusammengefasst. Außerdem arbeiten wir in Lernstudios: Von vier Stunden Deutsch, Mathe oder Englisch, werden immer zwei jahrgangsrein unterrichtet und die anderen beiden in Lernstudios.“ So wie in der Klasse 7/8a, wo die Schülerinnen und Schüler ganz selbständig über ein Kartei-kastensystem ihre Aufgaben in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden heraussuchen und konzentriert daran arbeiten.
Rückhalt im Kollegium
Diese fokussierte und zugleich freie Art des Unterrichts ist nicht die einzige Besonderheit an der Mathilde-Anneke-Schule. Da ist wenig Geld, aber viel Herz. Da ist scheinbar wenig Perspektive, aber viel Hoffnung. „Wir haben hier das Glück, ein supertolles Kollegium zu haben“, sagt Christiane Albrecht und setzt sich an den kleinen Tisch in ihrem Büro. Neben ihr nimmt Herbert Brenneken Platz. Beide herzlich, hemdsärmelig und humorvoll. Auf die Frage, ob das Aquarium im Regal ausgetrocknet sei, antwortet Christiane Albrecht mit einem lauten Lachen: „Nein, das ist unsere Vogelspinne.“ Tatsächlich. Eine riesige und ziemlich behaarte Spinne. „Und die ist nicht das einzige Tier bei uns“, sagt Albrecht. „Wir haben eine Tier-AG, überall im Haus sind Tiere.“ Gleich vor der Bürotür sitzen zwei Bartagamen hinter einer riesigen Glasscheibe. In einem separaten Raum gibt es Vögel, Mäuse, Schlangen und Fische. Und in einer Art Wintergarten neben der Aula leben Hühner mit Wasserschildkröten.
Als Christiane Albrecht 1996 in Sprockhövel anfing, kannte sie die Stadt nur von der Autobahnabfahrt. Und genau wie ihr Stellvertreter Herbert Brenneken, der seit 2002 mit dabei ist, hatte sie zehn Jahre darauf gewartet, endlich als Lehrerin arbeiten zu können, denn nach dem Studium waren beide arbeitslos. Und während Albrecht die Zeit für ihre Söhne nutzte, arbeitete Brenneken als Programmierer. Diese zehn Jahre mögen der Grund sein, warum beide so für ihre Arbeit brennen. Und warum Brenneken so Sätze sagt wie: „Ich hab es keine Sekunde bereut, dass ich doch noch Lehrer geworden bin. Ich schlafe abends müde und schlapp auf dem Sofa ein, aber ich bin zufrieden. Ich weiß, dass meine Arbeit nicht mit einem Schalter oder einem Knopfdruck weg ist, so wie früher in der IT-Branche.“
Ein Konzept, das fruchtet
Die Mathilde-Anneke-Schule ist in Sprockhövel die einzige weiterführende Schule in städtischer Trägerschaft. Nur wenige Schülerinnen und Schüler kommen aus der Stadt selbst, die meisten aus dem weiteren Umkreis, denn Hauptschulen werden immer weniger, haben einen immer schlechteren Ruf, werden einfach abgestempelt. In der Mathilde-Anneke-Schule gibt es 235 Schülerinnen und Schüler, 30 Lehrerinnen und Lehrer, wobei die Frauen deutlich in der Überzahl sind. Unter den 235 Schülerinnen und Schülern sind rund 60 Geflüchtete, die innerhalb der letzten drei Jahre nach Deutschland gekommen sind. Insgesamt haben rund 60 Prozent aller Kinder und Jugendlichen an der Schule einen Migrationshintergrund. Die Hartz IV-Quote der Familien liegt bei 60 Prozent. Rund 50 Schülerinnen und Schüler haben einen Förderschwerpunkt im Bereich Lernen, Sprache oder Emotional-soziale Entwicklung. Es gibt zwölf Integrationskräfte und zwei Schulsozialarbeiter.
Wie man das alles wuppt? Durch ein gutes Konzept: Seit 2008 hat die Schule den erweiterten Ganztag. Er ist in der 5. und 6. Klasse an fünf Tagen in der Woche verbindlich, in der 7. und 8. Klasse an vier Tagen und in der 9. und 10. Klasse an drei Tagen. Außerdem werden so viele Unterrichtsstunden wie möglich von der eigenen Klassenlehrerin bzw. dem eigenen Klassenlehrer unterrichtet. Das schafft Vertrauen. Die Schulstunden dauern 60 statt 45 Minuten. Es gibt eine jährliche Skifreizeit – für viele der erste und einzige Urlaub überhaupt. Es gibt aktive Pausen mit viel Sport, aber auch Gesellschaftsspielen im Winter in den Klassenräumen. Es gibt jahrgangs-übergreifende Projektwochen, zuletzt ein über zwei Wochen eingeübtes Varieté. Es gibt jeden Morgen in den unteren Klassen ein Frühstück, denn kaum eines der Kinder hat etwas gegessen, wenn es in die Schule kommt. Es gibt gemeinsame Mittagessen, denn kaum einer kennt es noch, zusammen mit der Familie um den Tisch zu sitzen. Es gibt gemeinsame Hausaufgaben am Nachmittag, denn die Schule dauert bewusst bis 15.30 Uhr. Und es gibt vier Säulen, die vieles tragen: „Individuelle Förderung“, „Bewegung“, „Musik“ und das Thema „Berufswahlorientierung von Anfang an“.
Musik als Weg
Die Sache mit der Musik kann man aus der ersten Etage hören. Gitarren. Keyboards. Schlagzeug. Und richtig cooler Gesang. Nach der Melodie von „Lady in Black“, nur mit einem etwas anderen Text:
„Am frühen Montagmorgen schlaf’ ich noch ohne Sorgen
Und träum’ von einer Welt, die sollte wirklich mal so sein.
Dort bleibt man einfach liegen, denn Schule ist gestorben.
Da schrillt der Wecker, ich muss gleich zur Schule, ich könnt’
schreien!“
Ein kleiner Junge mit großen Brillengläsern singt mit geschlossenen Augen. Ganz versunken. Ein kleines Mädchen schaut konzentriert auf die Tastatur ihres Keyboards. Der Junge am Schlagzeug lächelt bei jedem Solo. Am Rand steht Andreas Lensing. Seit mehr als zehn Jahren macht er mit den Schülerinnen und Schülern Musik. Studiert Musicals ein. Stellt mit dem Kollegium ganze Varietés auf die Beine. Gibt Musik-AGs. Unterrichtet Musik-Klassen. Bringt Schülern und Lehrern sogar noch in den Pausen das Saxophonspielen bei.
Wie viel es tatsächlich bringt, ob die Musik wirklich etwas verändert, weiß Lensing nicht. „Aber ich hoffe es natürlich“, sagt er. Nach dem Unterricht geht er ins „Grüne Klassenzimmer“. Auch so ein Projekt. Ein Ort im Grünen. Ein kleiner Garten. Mit Holzmöbeln und einem Holzhäuschen. Da sitzen auch seine Kolleginnen Meike Malz, die für den Sport zuständig ist, und Sahver Münch, Koordinatorin für das Thema Berufswahl.
Sport als Ausgleich
Meike Malz hat eigentlich mal Deutsch und Sport studiert, unterrichtet in ihrer Klasse aber auch noch Biologie, Erdkunde, Geschichte, Politik und Arbeitslehre. „Es ist wichtig, so viel wie möglich in der Klasse zu sein. Das Konzept fruchtet gut, da diese menschliche Ebene sehr wichtig ist, auch fürs Lernen“, sagt sie. Elternarbeit sei auch wichtig, „aber viele Eltern erreicht man selten, manche nie. Da ist es dann um so wichtiger, die Beziehung zum Schüler aufzubauen.“ Andreas Lensing nickt: „Viele haben einen ziemlichen Rucksack zu tragen.“ Das sei ihm letztens wieder klar geworden, als zur Aufführung des Varietés kaum Eltern im Zuschauerraum saßen. Dabei hatten die Kinder und Jugendlichen Wochen lang geübt, sich vorbereitet, waren aufgeregt und wollten zeigen, was sie können.
Da ist dieser wachsende Berg an Erziehungsarbeit, der inzwischen auf den Lehrerinnen und Lehrern lastet. Sport, findet Meike Malz, helfe den Kindern da mehr als man denkt: „Sport wird oft unterschätzt. Bei uns heißt es immer, jeder soll im Rahmen seiner Möglichkeiten sein Bestes geben, denn die Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich. Es gibt immer mehr sportliche Überflieger und zugleich immer mehr Kinder und Jugendliche, die nicht einmal eine Rolle vorwärts können, denen es komplett an Koordination fehlt. Wir hatten hier schon gebrochene Handgelenke, weil es manche einfach nicht schaffen, rückwärts zu laufen.“ Sport verfolge aber auch soziale Ziele, und das ziemlich erfolgreich: „Da ist die Möglichkeit, sich endlich mal richtig auszupowern. Besonders für die Kinder, die Probleme haben, längere Zeit still zu sitzen oder sich zu konzentrieren. Sport hat aber auch klare Regeln. Die brauchen die Kinder – und leider lernen sie die zu Hause häufig nicht mehr.“
Das Sportangebot an der Mathilde-Anneke-Schule ist groß. Abgesehen vom normalen Sportunterricht und den bewegungsfreudigen Pausen, gibt es eine riesige Auswahl an Nachmittags-AGs: „Tanz, Parcours, BMX, Schwimmen, Fußball, Zumba, Badminton,…“ Meike Malz könnte immer weiter aufzählen. Ach ja, auch die Klassenfahrten seien sportlich: „Es gibt unsere jährliche Skifreizeit und eine fest-geschriebene Klassenfahrt in eine Sportschule.“ Gerade auf den Klassenfahrten seien Schülerinnen und Schüler häufig auffallend nett, engagiert und höflich.
Motivation Berufswahl
„Das ist bei den Praktika nicht anders. Da bekommen wir auch immer wieder von den Unternehmen Rückmeldungen, die uns überraschen. Und stolz machen“, sagt Sahver Münch. Schon ab der 5. Klasse werden die Schülerinnen und Schüler auf den Beruf vorbereitet, werden Fähigkeiten erprobt, Interessen geweckt und Kontakte geknüpft. „Das fängt mit Praktika und Schnuppertagen an. Die Kinder machen bei uns im achten Schuljahr eine Potenzialanalyse. Angelehnt an dieser Analyse, werden zwei oder drei Berufsfelder empfohlen, in denen sie dann Praktika machen. Im 8. Schuljahr zweimal je eine Woche, im 9. Schuljahr dann ein dreiwöchiges Praktikum und im 10. Schuljahr das Jahrespraktikum, bei dem die Jugendlichen ein Jahr lang donnerstags in einem Ausbildungsbetrieb arbeiten.“
Der 13-jährige Mike zum Beispiel hat gleich zweimal ein Praktikum auf einem Bauernhof gemacht und weiß genau, was er später einmal machen will: „Etwas mit Tieren, am liebsten Tierarzt!“ Oder Tom, der gerade 17 ist, kurz vor dem Schulabschluss steht und sich schon seit Jahren als Tontechniker bei Schul-Aufführungen einen Namen gemacht hat: „Ich bin dafür verantwortlich, dass die Musik und die Sprache gut ankommen. Das macht Spaß, und deshalb bin ich auch in der Technik-Gruppe. Da lernen wir Sachen für Bühnen-Technik, Licht-Technik und Ton-Technik. Mein Traumberuf ist Kfz-Mechatroniker…“ Und dann macht der eher stille Junge, der die ganze Zeit so schüchtern dastand, eine Pause und sagt: „Oder Astrophysiker! Denn wenn ich es schaffe, meinen Realschulabschluss mit Qualifikation zu bestehen, dann werde ich mein Abitur machen und studieren.“
Bis zu 80 Prozent ihrer Schülerinnen und Schüler vermittelt Sahver Münch nach der 10. Klasse in eine Ausbildung. Immer dranbleiben, das ist für sie wichtig. So geht sie mit den Schülern regelmäßig zum HAZ im benachbarten Hattingen, wo es Maßnahmen und Projekte gegen Jugendarbeitslosigkeit gibt. Außerdem hält sie den Kontakt zu mittelständischen Unternehmen in der Umgebung, besucht die Praktikantinnen und Praktikanten vor Ort und arbeitet eng mit der Bundesagentur für Arbeit zusammen.
Eine Palette an Problemen
Ganz viel Engagement, dabei hat Sahver Münch gerade selber eine besonders schwierige Klasse. „Eigentlich gibt es diese Klasse gar nicht“, denn wir hatten zu wenige Anmeldungen, da die Hauptschulen gerne totgeredet werden. Dann konnten wir in der 8 doch noch eine Klasse bilden, da viele Kinder aus den DaZ-Klassen, also den Klassen mit Geflüchteten, dazukamen. Außerdem sind noch welche
aus anderen Schulen zurückgerutscht. So sind in der Klasse unheimlich viele Flüchtlinge, ein paar Kinder von der Realschule, einer sogar vom Gymnasium. Und dann kam noch ein Vorzeige-Rechtsradikaler dazu.“ Sahver Münch, die selbst einen türkischen Migrations-hintergrund hat, nimmt es mit Humor. „Letztens fragte er mich, Frau Münch, warum sind Sie eigentlich immer so nett zu mir, sie verurteilen mich gar nicht. Ich habe gesagt, dann wäre ich ja nicht besser als andere, wenn ich ihn verurteilen würde. – Ich kann ihm nur vorleben, dass es auch etwas anderes gibt als Hass und Gewalt.“
Toleranz sei ein großes Thema. Auch umgekehrt: „Nach dem Varieté hat ein muslimischer Junge seine Schwester, die ein Kopftuch trägt, öffentlich zurechtgewiesen, da sie Lippenstift benutzt hatte. Als ich ihn fragte, was das solle, sagte er mir, ihm ginge es um die Familienehre. Da ist mir der Kragen geplatzt, denn er hatte seine Freundin dabei: ein deutsches Mädchen. Bauchfrei und mit Minirock. Ich habe ihm gesagt, wir Frauen haben Jahre lang dafür gekämpft, dass es hier so etwas nicht mehr gibt und ich sein Denken nicht akzeptiere.“
In vielen deutschen Familien sei es die Verwahrlosung, die immer mehr zum Problem wird. Das totale Desinteresse der Eltern. Oder eben auch die totale Überbehütung. Da sind Eltern, die Schwierigkeiten haben, ihren eigenen Alltag zu bewältigen und mit der fürsorglichen Begleitung ihrer Kinder überfordert sind. Daraus resultieren vielfach Unkonzentriertheit, Unpünktlichkeit, mangelnde Körperhygiene. Das wirkt sich auf den Schulalltag aus. Meike Malz lacht: „Wir haben sogar schon Duschpläne mit den Schülerinnen und Schülern gemacht, weil es einfach nicht mehr anders ging.“ Auch das Thema Schulverweigerung sei groß, sagt Sahver Münch: „Aber da drohe ich an, zu den Leuten nach Hause zu gehen. Und ich ziehe das durch. Meistens sieht man dann das, was man erwartet hat.“
Aber aufgeben? Nie im Leben! Es gibt ja immer noch Schülerinnen wie Joy, 15 Jahre alt und ganz selbstbewusst, ganz zielstrebig. Und so dankbar und glücklich, wenn sie über das spricht, was ihre Schule für sie bedeutet: „Seitdem ich hier bin, macht mir Schule Spaß. Es sind zwar sechs Stunden, aber das macht mir nichts aus, das ist wie Freizeit. Ich tanze, bin in der BMX-AG und spiele in einer Band. Die Lehrer sind wie Freunde, man kann super mit ihnen reden. Es ist toll, was hier gemacht wird. Wenn manche in der Klasse keinen Bock auf Schule haben, dann sollen sie doch einfach mal tun, was ihnen die Lehrer sagen und nicht nur alles negativ finden, dann macht es vielleicht auch bei ihnen endlich mal ‚klick’. Ich möchte später mal etwas Soziales machen. Zum Beispiel Kindern helfen.“
Joys Mut und Selbstbewusstsein passen gut zu einer Schule, die den Namen einer starken, kämpferischen Frau trägt: Mathilde Anneke, 1817 im heutigen Sprockhövel geboren, war Autorin und Journalistin, galt als Frauenrechtlerin und revolutionäre Sozialistin. 1849 floh sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Amerika, wo sie später eine Schule leitete, für die Rechte von Frauen kämpfte und sich gegen die Sklaverei stark machte. – Toleranz, Herz und ein großes Leben.